Der gute Edelmeyer hat mich heute nach Feierabend zu einem Bier eingeladen! Ehe mir vor Rührung die Tränen kamen, meinte er, gerade heute brauchte er einen guten Freund. So auf die Schnelle.
Er hätte sich mit einer Dame im Grillo verabredet, mit der er schon vor Gabi regen Kontakt gehabt hätte. Schriftlicher Weise. Er hätte sie bei den Dusch-Lampen kennen gelernt.
Etwas verwundert war ich schon, warum er mich dabei haben wollte.
Aber die Dame stünde absolut nicht auf allein hausende Junggesellen und noch weniger auf Männer in den besten Jahren, die bei Muttern wohnten. Vielmehr bevorzugte sie Jungs, die sich auch mal Samstags mit ihren Kumpels zum Fußball auf der Wiese träfen, oder dann und wann mit Freunden einen anständigen Skat spielten. Also genau anders herum, als sich alle anderen Frauen ihren Partner wünschen.
Ich gab zu bedenken, dass Edelmeyer kein Fußball kann, ja, - dass er nicht einmal jemanden in dieser Richtung kennen würde.
Das bräuchte man der Dame ja nicht gleich auf die Nase zu binden. Dabei schaute er sich schon suchend um, als würde er sich nicht mehr so genau an seine Eroberung bei Karstadt in der Sanitär-Abteilung erinnern. Tatsächlich zog er ein selbst ausgedrucktes Foto aus der Innentasche seiner Jacke. Rote lange Haare, große Augen und sehr viel Busen!
Edelmeyer sah diese Walküre schon in Polizei-Uniform und mit Handschellen vor seinem Schleiflack-Schlafzimmer-Bett stehen.
"Vielleicht hat sie ihre Freundin vorgeschickt, die mich bereits beobachtet!" meinte er. "Frauen sind ja immer so misstrauisch!"
Um uns in Kumpel-Stimmung zu bringen, hatte Edelmeyer extra vier Männerwitze auswendig gelernt.
""In der Lasagne stecken ja Holzspäne!"" sagt der Mann zu seiner Frau. Darauf antwortet diese..."
Ja, - was antwortete sie denn?
Edelmeyer suchte nach seinem Spiekzettel.
Den Programmteil mit den Witzen ließen wir fallen.
"Vielleicht die letzte Angeltour?" fragte er.
"Jetzt im Winter auf dem Baldeney-See?" Ich war skeptisch. Sicherheitshalber lächelte ich alle möglichen vorausgeschickten Freundinnen der Rothaarigen an.
"Echte Kerle haben außer Fußball überhaupt keine anderen Themen. Abgesehen von der üblichen Praktikantin auf dem Fotokopierer!" meinte ich.
Camping wäre doch auch interessant, schlug Edelmeyer vor. Da könnte er bald mitreden. Morgen, am Samstag würde er das Zelt eines Bekannten abholen!
Draußen sind minus vier Grad und Edelmeyer denkt ans Zelten!
Während wir wieder den Eingang abscannten, klopfte ein kleiner Finger auf unseren Tisch.
"Hallo, Eiermann?" fragte eine Piepsstimme. So erfuhr ich erstens Edelmeyers Name jenseits des Büros und zweitens, dass die Neue im Webdesign tätig war. Das Foto stimmte nämlich mit ihr nur sehr bedingt überein, so wie ich Georg Cloony ähnlich sehe. Obwohl da durchaus gewisse Para.. -
Die Kleine war wirklich rothaarig, den Rest hatte sie mit Photoshop aufgehübscht. Busen und Augen zu vergrößern wäre eine der leichtesten Übungen in diesem Bildbearbeitungs-Programm, meinte sie.
"Ihr habt euch also bei den Dusch-Lampen kennengelernt!" sagte ich, weil Edelmeyer gar nichts sagte.
"Ja!" sagte sie mit einem sehr niedlichen Lächeln. Wenn ich nicht schon jahrzehntelang verheiratet wäre, könnte mir direkt warm ums Herz werden. Vielleicht lag das aber auch an den Bier-Runden, die Edelmeyer großzügig ausgegeben hatte.
"Bei Karstadt?" fragte ich nach, ehe das Gespräch ganz versiegte.
"Bei Karstadt?" zirpte die Zierliche. "Nein, im WEB. Du-minus-Schlampe-Punkt-de!"
Da hätte sie sich als Peitschenknall eingetragen.
"Und Edelmeyer als Eierwärmer?" fragte ich ungläubig nach. Was es im WEB alles so gibt!
"Eiermann!" seufzte dieser.
Sehr viel später am Abend.
Weiß gar nicht, wie ich nach Hause gekommen bin.
Dass heißt, nach Hause bin ich gar nicht so ganz gekommen. Es hat nur bis zur Hecke von Nachbarn Dornenbügel linkerhand gereicht. Bis zu meinem Haus wären es noch gute zehn Meter gewesen. Eine unmögliche Distanz.
Milch, Tee und Saft kann man in rauen Mengen trinken.
Bier nicht.
Doch, schon, natürlich auch, - aber es will ganz anders wieder raus. Mit der Kohlesäure baut sich beim Bier ein Druck auf, dessen Prinzip ja auch bei der V2-Rakete im Zweiten Weltkrieg angewendet wurde.
Ich war selbst verwundert, wie weit ich in Dornenbügels Garten hinein strullern konnte. Der ganze Restschnee schmolz im Nu dahin.
Aber hier im Dunkeln sah mich ja keiner.
Bis auf Dornenbügel himself. Schon war seine kräftige Stimme durch die immergrüne Hecke zu hören.
Welches Dreckschwein da gerade seine ersten Veilchen so barbarisch dahin meucheln würde?
Als ich nach oben schaute, um eine Überwachungs-Kamera zu entdecken, schien ich den Strahl etwas zu verreißen. Denn jetzt fing Dornenbügel an zu fluchen. Kann man hier nicht wiedergeben. Da würde mein komplettes Tagebuch sofort der Zensur zum Opfer fallen.
Gehörnte Monster kamen darin vor, Körperteile, die ein Beamter vornehmlich zum Sitzen verwendet und das, was ein gut erzogener Hund nicht in der Wohnung fallen lässt.
Und was sagt uns dieser Eintrag in mein Tagebuch, dass sich ja ausschließlich mit meiner Film-Produktion auf YouTube beschäftigt?
Dass ich an diesem Abend eigentlich nichts für eben diese Lesung auf die Reihe gekriegt habe.
Bleibe mir gewogen,
Klaus
begleitendes Tagebuch zum Film ICH AN MICH. The MAKING OF.
http://www.youtube.com/user/Klauswib/videos
http://www.ich-an-mich.de/
Klauswitte - 15. Mär, 18:06