Kollege Edelmeyer

Nun möchte ich meinen handschriftlichen Tagebuch-Eintrag vom 12.Februar 2013 hier eintragen. Mit welchen technischen Probleme ich zu kämpfen habe, um eine Lesung auf YouTube zu veranstalten!
Klaus
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Im Büro habe ich mich heute sehr beeilt, um schnell nach Hause, zum Rechner, zu kommen.
Kollege Edelmeyer hat es auch nicht lange ausgehalten. Er hat gestern in Düsseldorf Karneval gefeiert. Heute sah er einfach nur beschissen aus. Jedes andere Wort wäre Platzverschwendung.
Er war als New Yorker Polizist gegangen, aber ein paar Altbier weiter hatte er mit einem hübschen jungen Ding das Kostüm gewechselt. Das hübsche junge Ding hätte nach dem Wechsel gut und gerne seine Mutter sein können, während Edelmeyer jetzt als hübsches junges Ding an der Theke saß.
In den Nachrichten hatten sie durchgegeben, dass in Düsseldorf vor der Spanischen Fliege gewarnt wurde. Nun, -- das Opfer war mein Kollege Edelmeyer mit vier E`s gewesen. Und heute konnte er sich nur noch an Fragmente des gestrigen Abends erinnern. Ein herunter gekommenes Hotelzimmer spielte eine nicht unerhebliche Nebenrolle.
Aber wie es sich für einen soliden Beamten gehörte, war er gewissenhaft zum Dienst erschienen und hing tapfer an der Schreibtischkante. Als dann tatsächlich das Telefon aufschrillte, fiel Edelmeyer unter den Tisch und ich musste dran gehen. Unsere Schreibtische stehen jetzt seit gut 26 Jahren vis a vis und seit neustem Duzen wir uns auch, Kollege Edelmeyer und ich.
Am Telefon war, wenn ich es richtig verstanden habe, eine Beschallungsfirma, die nach ihrer Akte fragte, beziehungsweise nach den Ergebnissen, nach dem Auftrag. Unverschämtheit, am Karnevalsdienstag derart aufdringlich zu sein.
Nachdem ich den Kollegen wieder auf die Beine gestellt habe, bin ich auch nach Hause gegangen. Denn dort wartete der zerlegte Rechner.
Ganz alleine musste ich ihn zusammen bauen. Gut, -- die Grafikkarte sitzt jetzt irgendwie anders im Schacht, sie ragt in die Memory-Bausteine hinein. Ich habe einen entfernt, der Rechner merkt nicht einmal den Unterschied. Und das DVD-Laufwerk klemmt jetzt. Aber wann tut man da mal eine CD rein? Ist genauso überflüssig geworden wie der Disketteneinwurf.
Übrigens kenne ich da einen speziellen Spezialtrick, den außer mir niemand kennt. Wenn man ein verklemmtes DVD-Laufwerk doch mal öffnen muss.
Echte PC-Freaks können mit meinem Trick nichts anfangen, denn dazu braucht man eine Hausfrau.
Eine Hausfrau, die dann und wann Rouladen serviert. Lecker mit Knödel und Rotkohl. Wobei die Knödel jetzt eine untergeordnete Rolle spielen. Es geht vielmehr um die Roulade. In die ist ja Gurke, Senf und noch etwas eingerollt. Und das Ganze wird mit einer Nadel zusammen gehalten. Mit dieser Nadel, nachdem man sie ordentlich abgeleckt hat, geht man zum Rechner und sucht in der Blende des DVD-Laufwerkes nach einem winzigen Löchlein. Falls der geneigte Leser es doch schon mal bemerkt haben sollte, hat er es bestimmt für einen Wasserüberlauf gehalten. Nein, nein, -- in dieses Loch steckt man die Nadel bis zum Anschlag hinein und schwupp, schon öffnet sich die Lade auch ohne Strom.
Das ist praktisch, wenn man den Verwaltungsrechner schon runter gefahren hat, darin aber noch die Musik-CD mit den weltbesten 1000 mp3 Songs für die Kollegen steckt. Die man an diesem Arbeitstag für alle Kollegen auf der Etage kopiert hat.
Die Spannung des Lesers ist wahrscheinlich schon unerträglich: was ist denn aus meiner ersten Lesung geworden. Leider fehlt dem SD-Laufwerk jeglicher Strom. Da tut sich nichts und da hilft auch keine Rouladen-Nadel!
Klaus
Klauswitte - 27. Feb, 16:59