die fliegenden Straßenhändler von Rom

Das Römische Tagebuch
Obwohl es heute nach Regen aussah, stand das Forum Romanum auf dem Plan. Die beste Wetter-Prognose findet man übrigens auf der Via Nazionale. Man schaut einfach nur, was die fliegenden, libanesischen Straßenhändler im Programm haben. Sind ihre Ellenbogen mit Regenschirmen behängt, steht Regen an. Sonst gibt es Sonnenbrillen. Wird es windig, werden Kopftücher angeboten. Und wenn ihnen gar nichts Besseres einfällt, verkaufen sie Schleimklumpen, die beim Aufprall quieken und sich zu kleinen Gesichtern verformen. Welcher Tourist kauft das?
Ihre Logistik ist bestens durchorganisiert, eben noch Sonnenbrillen, Minuten später Regenschirme!
Wenn man nun denkt, wir hätten das Forum Romanum für uns alleine gehabt, so täuscht sich der geneigte Leser gewaltig!
Diese Busladungen müssen ihr Programm durchziehen! Raus aus dem Bus, schnell durchs Kolosseum, ehe man von der Butterstulle abbeißen kann geht es schon rüber ins Forum, dann im Laufschritt über das Palatino, und wieder rein in den Bus. Hinter dem die Autofahrer schon böse hupen.
W i r h a b e n Z e i t.
Um den für meine Lesung wichtigen Arco di Tito menschenleer zu bekommen, wird mal wieder ein photographischer Trick verraten/angewendet. Braucht nur etwas Zeit und ein Stativ. Und eine feste Position. Dann mache ich alle 10 Minuten ein Foto. Wenn ich diese zehn bis zwanzig Fotos übereinander lege, ist garantiert jeder Stein einmal menschenleer. So werden aus zwanzig Fotos ein vernünftiges.
Als ich (16 Jahre alt) damals vor 40 Jahren an diesem Ort verweilte, war ich absolut alleine. Melanie (15 Jahre alt), meine damalige Freundin, war zu einem Einkaufsbummel aufgebrochen. Gerade als ich durch den Triumphbogen Arco di Tito trat, setzte eine seltsame, schwermütige Musik ein, die mich immer weiter in das Trümmerfeld hinein lockte.
In den Gewölben der Basilica di Massenzio spielte ein Chor mit Orchesterbegleitung. Mozart. Das Requiem.
Heute hörte man nur langweilige Reiseführer, die auf Rentner einsprachen, die sich nur für Bedürfnis-Anstalten interessierten, quengelnde Kleinkinder, deren Eiswaffel in die antiken Steinblöcke geflutscht war und nervige Russinnen, die endlich die versprochene Shoppingtour beginnen wollten. Einzig die Japanesen betrachteten die Steine still und gesittet durch ihre Objektive.
Im leichten Regen sind wir dann zum Chiesa di Sebastinano al Palatino hochgegangen, hier waren wir tatsächlich für uns alleine.
Mit einer langen Verschlusszeit fällt der Regen nicht weiter auf.
Und den die nächsten vorbei fliegenden, libanesischen Straßenhändler werden wir mal um einen Schirm erleichtern.
Bleibe mir gewogen,
Klaus
begleitendes Tagebuch zum Film ICH AN MICH. The MAKING OF.
http://www.youtube.com/user/Klauswib/videos
http://www.ich-an-mich.de/
Klauswitte - 30. Mär, 17:30