9
Aug
2013

Der Höhepunkt


KARWENDEL Gondel


Der Höhepunkt des Urlaubs in OberBayern ist natürlich die Besteigung des Karwendels. Mittels Seilbahn.
Deren Taue weit über uns in einer Wolkendecke verschwinden. Nachdem wir unsere Organ-Spenderausweise ausgefüllt hatten, verließen wir den sicheren, festen Boden.
Noch einmal ein warmer Blick zurück auf Mitten-Im-Wald.
Das war auch damals, 1974, kein kleines Abenteuer gewesen, sondern eine Nightmare-Horrorfahrt. Damit die Gondel nicht gegen die steile Felswand aufschlägt, waren Masten als Abstandhalter montiert. Immer wenn die Gondel eine Auflagerolle überwunden hatte, sackte sie in die Tiefe und schaukelte hin und her wie ein Weinkorken in einem Wildwasserbach. Die Fahrgäste schrien jedes Mal unisono auf, besonders eine Reisegruppe Japanesinnen. Was mich ein wenig wunderte, denn deren Insel ist ja bekannt für tägliche Erdbeben.
Damals machte ich meinen inzwischen berühmt gewordenen Ausspruch:
„Bones and skulls and overthere some legs!“ Dabei zeigte ich auf die überall verstreuten Menschenknochen unter uns im Hang. Dieser kleine Scherz wurde damals überhaupt nicht als Scherz empfunden, denn all die Japanesinnen wichen schreiend auf die andere Gondelseite aus.
Mit der Folge, dass die Gondel überschlagsmässig um das Seil herum kreiste. Bei allen Beteiligten stand fest, zurück würde es nur noch zu Fuß über Berg und Tal gehen.
Wenn überhaupt.


KARWENDEL BergStation

Endlich erreichten wir weit über den Wolken die filigrane Bergstation.
Es war hoch.
Der Karwendel gilt als der höchste Berg der Welt. Er hat beinahe seine kritische Masse an Eigengewicht erreicht. Hundert Menschen mehr und er wird zu schwer für die Erdkruste, auf der OberBayern ruht. Dann passiert das gleiche wie mit dem Bodensee. Vor Millionen Jahren hat dort der allerhöchste Berg der gesamten Milchstrasse gestanden. Während eines Schulausfluges erreichte er seine kritische Masse und kippte einfach um. Mit der Spitze nach unten ins Erdinnere. Auf seinem Bodensockel sammelte sich dann Wasser und wurde folgerichtig Bodensee genannt.
Nach dem missglückten Schulausflug hat diese Schule übrigens nur noch das Flachland rund um das Steinhuder Meer angefahren.



Karwendel Gattin & Ich unten rechts im Bild

Von der Karwendel-Bergstation geht es zu Fuß noch weiter hinauf bis zum endgültigen Gipfelkreuz. Man bewegt sich über einem sehr schmalen Pfad, rechterhand blickt man auf einen weit unten liegenden Gletscher, linkerhand türmt sich die Felswand empor. Obwohl der Pfad an der breitesten Stelle nur 62 Zentimeter misst, sucht man einen Handlauf vergebens.
Meine Überraschung war groß, als sich auf halber Strecke eine Frau verzweifelt gegen die Felswand presste. Arme und Beine weit auseinander gebreitet, den Blick starr in den blauen, leeren Himmel gerichtet. Überrascht deshalb, weil sie vor 39 Jahren auch hier gestanden hatte.
Und ich musste als siebzehnjähriger Knabe direkt über sie hinweg steigen. Auch heute saßen über ihrem Kopf zwei Berggeier im Gestein. Damals war mir der weitere Aufstieg dann aber versüßt worden, denn eine Gruppe Japanesinnen kam mir entgegen. Und über jede Einzelne musste ich mich mit intimsten Körperkontakt hinweg hangeln. Meine Güte, haben die gegiggelt!
Das hört sich auf Japanesisch genauso an wie auf Bayrisch oder Deutsch.
Heute waren nur ein paar alte Opas mit ihren Ehegesponsen auf dem Abstieg. Da hielt ich dann doch einen Meter Abstand.


Die BergPredigt



Der Karwendel ist soo hoch!
Städte sieht man nur als kleine rote Flecke. Dafür ist man Gott ganz nah. Es hatte sich ein Pfarrer direkt am Hang mit einem kleinen Klapptisch aufgebaut, siehe Foto. Zwei Lautenspieler machten die Kirchenorgel und das Ganze nannte sich Berg-Predigt (was auch sonst!?).
Bei Gebeten schaute der Pfarrer nicht in die Höhe, wie üblich, sondern natürlich in die Tiefe, wie gesagt, wir waren sseehhrr hoch. Viele Gemeinde-Mitglieder trugen Sauerstoffmasken, die Japanesinnen sowieso.
Kalt war es übrigens auch. Entweder deswegen, oder wegen Sauerstoffmangel klammerte sich die Gattin regelrecht an mir fest. Oder wegen Höhenkoller, so wie die arme Frau auf dem Steig.




bleibe mir gewogen,
Klaus

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