31
Mrz
2013

Ostern und fern der Heimat

Engelsburg
Castel Sant’Angelo

Heute ist Ostern und wir sind fern der Heimat!
Und verpassen das berühmt-berüchtigte Oster-Gänse-Essen bei Schwager Martin in seiner Schau-Ins-Land-Villa.
Daran hatten wir bei der Planung dieser Reise nach Rom gar nicht gedacht.
Man feiert ohne uns!
Ich werde nicht seine neuen importierten Biere verköstigen, ich werde mir nicht den Bauch vollschlagen bis ich weder mit Beinen noch mit Armen den Fußboden erreiche, ich werde nicht als halbe Leiche aus seinem Swimmingpool geborgen werden müssen, ich werde mir nicht zu vorgerückter Stunde seine traurigen Redensarten über sein verpfuschtes Leben anhören müssen. Gut, - er ist Mehrfach-Millionär mit eigenem Gärtner/Hausmeister/Chauffeur und Hausmädchen, aber er wäre um vieles lieber Koch geworden.
Und kochen kann er!
Die Gans wird er natürlich selber zubereitet haben. Und auch die vielen anderen Gänge! Lecker! Und wir laufen hier bei Nebel-dunstigen Nichtwetter durch die Via Nazionale. Die Gattin tröstet sich mit einem Blick in ein bestimmtes Schaufenster. Derigual nennt sich die Kaschemme. Gut, dass sie um diese Uhrzeit noch nicht geöffnet hat.

Am Ende der Via Nazionale liegt das Monumento Nazionale a Vittorio Emanuele, die Torte Roms. Nett anzusehen, passt aber vom Baustil her nicht ins Ensemble mit dem Forum Romanum.
Als wir das riesige Feld des Circo Massimo überqueren, bricht die Sonne aus der Wolkendecke hervor. Damals vor 40 Jahren war das hier ein staubiges Sandfeld gewesen, einige Zigeuner hatten ihre Zelte und Holzkarren aufgebaut, magere Pferde und Kinder hielten sich im Schatten auf.
Circo Massimo
Der Turm der Santa Maria in Cosmedin ist heute längst nicht so hoch wie damals. Unten im Turm lauert nach wie vor der Bocca della Verità, der Mund der Wahrheit. Nach dem Liebesschwur muss man seine Hand in das Steinmaul halten. Und, - je nachdem, - wieder heraus ziehen.

Melanie damals hatte diesen Programmpunkt einfach übersprungen, die Gattin heute zögert etwas. Oder?
Vor 40 Jahren hatten einige englische Damen Beifall geklatscht, als ich endlich hinein gegriffen hatte, heute sind nur stumpf ihre Handys kontrollierende Japanesen anbei. Alle mit gleichem Gesicht und gleichem neutralen Gesichtsausdruck.

Wir sind dann unten am Tiber weiter gewandert. Zu unserer Überraschung völlig alleine, niemand geht unten direkt am Wasser entlang.
Als wir die Engelsburg sich vor uns aufwölben sehen, wissen wir auch warum. Wir sind wegen eines kleinen Regenschauers unter einer der vielen Brücken stehen geblieben.
Plötzlich rennen uns mehrere finstere Männer mit Migrations-Hintergrund entgegen und umzingeln uns.
Gattin greift schreckensbleich nach meiner Hand. Aber schon folgt ein Trupp Carabinieri und die Afrikaner stürmen weiter.
Hätte uns die Polizei gefragt, wir hätten ihnen die Verstecke zeigen können, in die blitzschnell Taschen und Tüten verschwunden sind. Erstaunlich, dass wir als einfache Touristen nun mehr wissen als die alteingesessenen Polizisten!

Was für ein Aprilwetter! Direkt auf der Treppe zum Castel Sant’Angelo hinauf erwischt uns wieder die Sonne im vollem Licht. Damals hatte ich die Engel sehr interessiert studiert, heute mache ich von allen Fotos. Mit dem dunklen Hintergrund ergibt das einen schönen Kontrast.
Die Engelsburg ist genauso hässlich wie ich sie in Erinnerung habe; in meinem jugendlichen Tagebuch hatte ich sie mit jedem X-beliebigen Bunker in Hannover-Linden verglichen. Zu Recht!
Die einzige Zierde ist Erzengel Michael, der gerade sein Schwert in die Scheide steckt.

Drüben am Vatikan wimmelt es. Das wollen wir uns heute nicht antun.
Trotz der fußfesten Gattin sind wir dann mit dem 40iger Bus zurück gefahren, der, - siehe da, - genau auf der Via Nazionale rauskommt. Genau vor der Kaschemme namens Derigual.
Zum Glück ist der Hunger der Gattin größer als ihre Begehrlichkeiten, also sind wir anbei in Flann O'Brien Rooms gelandet. Schon blöd, da fährt man nach Rom und diniert


Bleibe mir gewogen,
Klaus

begleitendes Tagebuch zum Film ICH AN MICH. The MAKING OF.
und mehr Fotos:
ICHANMICH.blogspot.com
http://www.youtube.com/user/Klauswib/videos
http://www.ich-an-mich.de/

kostenloser Counter

Klaus

ICH AN MICH

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Menü

Aktuelle Beiträge

Ohne Auto bist du tot
Zellerfeld, Schröterbacher Teich Monster Goslar.. .
Klauswitte - 2. Okt, 18:06
Eine Ferienfrische ist...
Eine Ferienfrische ist mit 6 Wochen definiert. Alles...
Klauswitte - 2. Okt, 18:04
Da kommt ihr ja pünktlich...
Der Kommentar gestern war ja eher scherzhaft gemeint,...
schlafmuetze - 1. Okt, 16:42
Endlich die Holzkirche!
Clausthal-Zellerfeld, Marktkirche zum Heiligen Geist Da...
Klauswitte - 1. Okt, 15:27
Ja, Abenteuer gibt es...
Ja, Abenteuer gibt es überall! Auch im Oberharz irgendwo...
Klauswitte - 1. Okt, 13:32

Links

Suche

 

Status

Online seit 4530 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 2. Okt, 18:06

Credits


Profil
Abmelden
Weblog abonnieren