Fratzen-Apotheke, Berg-Apotheke, Zellerfeld, OberHarz




Fratzen-Apotheke, seltsame Fratzen menschlicher Laster




überall Stuck an der Decke in 3D



wird langsam peinlich - wieder eine Superlative zu vermelden

Heute haben wir es etwas ruhiger angehen lassen und uns auf die kleinen "Diamanten" vor Ort konzentriert. Vier Straßen weiter steht die Berg Apotheke, auch als Fratzen-Apotheke bekannt. Und ich traue mich kaum es zu sagen, aber schon wieder kann ich einen Weltrekord vermelden: Diese Apotheke ist die älteste der Welt! - Nicht wahr?!! Da bleibt der Mund vor Staunen sperrangelweit offen stehen! Hier im verschlafenen Zellerfeld die älteste Apotheke der Welt! Im Oberharz! Nicht etwa in Rothenburg ob der Tauber oder Trier oder Worms! Ich hätte ja eher auf Jericho getippt. Alt ja, aber keine Apotheken.
Aber vielleicht ist das auch eine Definitions-Sache. Hildegard von Bingen hatte nur einen kleinen Bauchladen. Der ging beim Gewerbeamt nicht als Apotheke durch.
Da man zur Zeit ja im Deutschen Fernsehen alles in Hitparaden pressen muss, (die schönste Kanalmauer Norddeutschlands, Platz 10 bis Platz 01; Der schönste Hundehaufen Süddeutschlands mit seitlich eingeblendeten Kommentaren, Hoëcker: "ja in den bin ich auch schon mal rein gelatscht!", die schönsten Rücktritte in der Politik, der flachste Busen Oberbayerns (da gab es nur zwei oder drei zur Auswahl und das waren Zugereiste) und so weiter und so weiter, - jetzt habe ich den Faden verloren . . .


bleibe mir gewogen,
Klaus

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Okertalsperre


Wie hatten eine Buslinie ausbaldowert, die direkt zur Okertalsperre fahren sollte. Der Leser erinnert sich, wir haben kein Auto. Ich riet der Gattin, sich zu beeilen, wir wollten als Erste an der Haltestelle sein, um noch einen Sitzplatz zu ergattern. Um überhaupt in den Bus hinein zu kommen.
Es hätte uns schon komisch vorkommen müssen, dass wir 20 Minuten lang alleine an der Haltestelle herum lungerten. Als dann der Bus kam, war er völlig leer. Vom Busfahrer mal abgesehen, es war kein modernes GOOGLE-Automobil.
Dann entließ uns der Bus auf einer einsamen Anhöhe über dem See. Da wo mal der See gewesen war. Wir schauten in ein liebliches Tal mit etwas Pfützenwasser. Der Anblick war aber schnell verinnerlicht. Außer einem kleinen Vergnügungsdampfer, der verzweifelt versuchte, durch den Schlamm zu kommen, war nicht viel zu sehen. Ich schaute noch, ob er gleich die alte, ehemals versunkene Friedhofsmauer rammen würde, aber selbst den Gefallen tat er mir nicht.
Normalerweise liegt der Wasserspiegel 20 Meter höher.
Als wir dann realisierten, dass uns der Bus erst in 2 Stunden wieder abholen würde, gingen wir die ganze Strecke einfach zu Fuß zurück. Der Bus hat uns bestimmt mehrfach überholt.
Aber im tiefen Wald hörten und sahen wir nichts von der Zivilisation.
Ich bin immer noch fix und fertig. Mal sehen ob ich inzwischen das gute Gosebier mit einer Schnabeltasse zu mir nehmen kann.



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Bergbau-Museum Zellerfeld


Handhaspel



Gestern mussten wir das Bergbau-Museum leider schon nach vier Stunden wieder verlassen. Wegen der Gattin. Sie hatte plötzlich beschlossen, Hunger zu haben. Bei Frauen fehlt wohl das Neandertaler-Gen, mit dem man auch mal ein paar Stunden länger durchhalten kann. Also ich hätte noch eine halbe Stunde länger durchgehalten. Locker.
Daher waren wir heute wieder im Museum. Schließlich bietet es Material für viele Stunden oder auch Tage.
Auf dem Foto sehen wir das Museum von Außen. Das Detailfoto zeigt eine ältere Weise, Erz aus der Erde zu heben. Die Handhaspel ist eine einfache Winde, geeignet für den Handbetrieb.
Wenn man das Foto von der Leiter in die Tiefe so alleine sieht, könnte man es auch für einen Arbeitsplatz im Wilden Westen halten. Oder im Mittelalter auf dem Marktplatz.


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unser Steiger


Der Bergmann fährt


tief unter Tage

So, - endlich, - heute hatten wir Museumswetter. Jetzt kann ich allgemein aufklären:
Weltweit einmalig ist in Clausthal-Zellerfeld die Anhäufung von Seen in und um der Bergstadt! Einst waren es 135 Teiche, heute sind es immer noch 62 Seen. Und in allen darf man baden! Okay, darüber hatte ich ja schon berichtet.
Die Seen sind künstlich angelegt und mit Kanälen verbunden. Das Gefälle ist überall mit 1 Prozent genau austrahiert, so dass das Wasser immer optimal zur Verfügung steht. Zum Transport des Holzes. Und natürlich für Bergwerke und Zechen, die Bleierz zu Tage förderten. Hier wurde der Slogan: WASSER MIT WASSER BEKÄMPFEN geprägt. Denn die unterirdischen Stollen hatten immer mit Wasserproblemen zu tun. Man nutzte die Wasserkraft der aufgestauten Seen, um Wasserräder anzutreiben, die das Stollenwasser wieder hinauf pumpten. Genauso hob die "Wasserkunst" auch das Erz an die Oberfläche und den Bergmann an sich. Dieser fuhr über Steigen in die Tiefe. Unser Steiger, siehe Foto, hat uns erklärt, ein Bergmann würde niemals klettern oder gehen. Grundsätzlich fährt er immer!
Auch meine Frage nach dem berühmten Wasserregal konnte er kompetent beantworten: ich würde es schon längst kennen. All die vielen Kanäle und Seen zusammen stellen das Wasserregal da. Ist sogar Weltkulturerbe der UNESCO!

Und auch unser allseits beliebter Goethe kommt mal wieder ins Spiel! Goethe ist ja überall auf der Welt anzutreffen. In Clausthal-Zellerfeld war er unter anderen Namen als Spion unterwegs. Um genau dieses Wasserregal-System für seinen Herzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach auszukundschaften.
Unser Goethe! Und natürlich gibt es auch hier einen Goethe-Wanderweg (seine Tarnung muss wohl aufgeflogen sein). Einmal hatte er sich in die Zeche Ottilie eingeschlichen. Als er wieder das Tageslicht erblickte, meinte er, in eine so dreckige Ottilie wäre er noch nie eingefahren!
So ein Angeber.


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Bockswieser Höhe, Zellerfelder Kunstgraben

Bockswieser Höhe, hinunter zum Spiegelthaler Teich

Zu meinem Problem mit unbekannten Gästen, siehe letzten Freitag, sind einige Zuschriften eingegangen:

- @schlafmuetze: Gäste, die sich über Gastgeber mokieren, wenn in der falschen Reihenfolge Kaffee einschenkt wird ... haben eigentlich ... weder Kaffee verdient, noch eine witzige oder schlagfertige Antwort.

- @bockmist: Klaus, willkommen in der realen Welt!

- @dosenwurst: niemals Freunde und Verwandte in die eigene Wohnung einladen. Das macht man nicht. Dafür gibt es Gaststätten und Hotels. Da kann man sich jederzeit zurück ziehen.

- @kochlöffel: Das Leben ist kein Ponyhof!
(ich habe keine Ahnung, was diese Zuschrift bedeuten soll. Ein Ponyhof ist etwas ganz Schreckliches. Es wird einem schlecht vom Ammoniak in der Luft; Pferde keilen dir ihre Eisenpfoten in die Seite; hast du keinen Apfel, dann verbeißen sie sich mit ihren Malmzähnen in deinem Oberarm; es wimmelt von zahnspangigen, kichernden, pubertären Gören! Ist ein Ponyhof also etwas Negatives?)

- @Trude: Schlagfertigkeit kann man in Wochenendseminaren trainieren

- @siggilkw: ausladen!Man darf Besucher auch wieder ausladen!

- iGing: Ein Gast ist ein Gast ist ein Gast

- @schlafmuetze: Ich halte mich an den Spruch von Konrad Adenauer:
Nehmen Sie die Menschen, wie sie sind, andere gibt's nicht.
Soll heißen: Ertrag(t) sie mit Fassung. :-)

Vielen Dank für die lieben Zuschriften. Der Adenauer-Spruch hat mir am besten gefallen. Ich möchte solche Gäste mit Fassung ertragen, mich aber nicht vorführen lassen. Vielleicht gibt es in der Volkshochschule zu Hause einen Kurs, wie man Schlagfertigkeit erlernen kann. Die Renate werde ich wohl nie wiedersehen, aber es kommen andere. Besonders schlimm könnte es sein, wenn man mit dem Schwiegersohn oder -Tochter nicht die gleiche Wellenlänge hat. Die Schwiegerkinder kann man sich ja leider genauso wenig aussuchen wie Anhängsel von guten Freunden. Da habe ich bisher bei der Tochter immer Glück gehabt.

Nun will ich aber nicht weiter über Renate nachdenken, wir haben Urlaub! Da ohne Auto, sind Gattin und ich auf die nähere Umgebung angewiesen. Und da gibt es wunderschöne kleine Schmuckstücke zu entdecken. Auch wenn wir nun schon zum vierten oder fünften Mal über die Bockswieser Höhe
klettern. Hauptsache die Sonne wärmt! Und in der Ferne liegt der Brocken. Und in der Nähe diese sympathische Eidechse, die ebenfalls die Sonne genießt.



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Zellerfelder Kunstgraben



Bockswieser Höhe, dunkler Wald mit Sonnenlichtfinger


Untermühle, Zellerfeld

ich möchte so gerne schlagfertig sein!

Eigentlich soll eine Wanderung in grüner Umgebung auch der Entschlackung des Gehirns dienen. Aber während Gattin und ich gemütlich im Halbschatten einer Linde sitzen und den Blick über die Bockswieser Höhe streifen lassen, im Hintergrund der Brocken, fällt mir wieder diese Renate vom letzten Wochenende ein.
Warum gibt es Zecken? Warum gibt es Nacktschnecken? Warum gibt es solche Menschen?
Ich kam mit dem Kaffeepot auf die Veranda und hatte dummerweise zuerst bei mir eingeschenkt.
Prompt wendet sich Renate an meine Gattin: "Da hast du dir aber einen schönen Kavalier angelacht!"
Gattin und ich sagten nichts, ich schenkte der Reihe nach weiter ein.
Warum kann ich nicht schlagfertig sein? Eine Stunde später wusste ich die richtige Antwort: "Ich wollte euch den Blümchenkaffee ersparen, die Plörre obenauf!"
Und die Gattin hätte wie aus der Pistole antworten müssen: "Ein Kavalier ist er vielleicht nicht, aber dafür eine Granate im Bett!" Hat sie aber nicht gesagt.

Wie und wo kann man lernen, immer sofort die richtige Antwort parat zu haben?
Am Sonntag dann war ich schon in aller Frühe auf gewesen. Um nicht weiter zu stören, ging ich im Garten Lustwandeln. Einen fremden Garten sieht man doch mit ganz anderen Augen als den eigenen. Auffällig waren wieder diese braunen Nacktschnecken. Dann und wann warf ich eine Schnecke mit einer kleinen Schaufel schwungvoll über die Hecke. Schnecke, Hecke, erschrecken, aushecken entstammen übrigens alle dem gleichen Wortstamm. Besonders Hecke und Schnecke.
Plötzlich hinter mir die Stimme von Renate: "Den Frühstückstisch hast du aber wunderschön gedeckt!"
Ich konnte nur bedröppelt aus der Wäsche gucken und irgendetwas von Lärmvermeidung murmeln.
Die richtige Antwort wäre gewesen: "Freut mich, dass es dir gefällt. Die Platzdeckchen sind aber auch ein Vermögen wert. Handgehäkelt von jungfräulichen Balsam-Mönchen aus der dritten Tibetebene. Für die Wolle mussten dutzende Nacktschnecken aus dem Mount Everest Massiv ihr Leben lassen! Wenn alle mit dem Badezimmer fertig sind, kannst du ja schon mal das Kaffeewasser aufsetzen!"
Das wäre die richtige Antwort gewesen, die mir natürlich erst eine Stunde später einfiel.
Kennst du auch solche nervigen Leute?
Wie gehst du damit um?
Wie schlagfertig bist du?
Bist du selber eine nervige Renate? Wenn ja, - warum????


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Wanderung am Kanal oberhalb der Spiegeltaler Teiche




Herr Lehmann aus Goslar meint per E-Mail, ich hätte jetzt wohl alles durch. Kaugummi-Automaten, Wasserhydranten, Stockrosen, Hundescheiße und Haustüren! Wo bleibt die Marktkirche zum Heiligen Geist, der Bergbau und das Wasserregal??!!

Wo steht dieses Wasserregal eigentlich, bitteschön? Da sind wir noch am arbeiten!
Heute erstmal eine schöne Wanderung am Kanal oberhalb der Spiegeltaler Teiche entlang.



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Holztüren in Clausthal-Zellerfeld







Weltweit einmalig ist in Clausthal-Zellerfeld die Anhäufung von handgeschreinerten, bunt bemalten Holztüren. Hier eine kleine Auswahl.


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die Zellerfelder Stockrose





die Zellerfelder NacktSchnecke mit Häuseken


Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass Clausthal-Zellerfeld die größte Stockrosen-Dichte der Welt zu verzeichnen hat? Irgendwie muss dieses extrem sauerstoffreiche Klima günstig auf Stockrosen wirken. Auf mich aber auch, ich schlafe mühelos 12 Stunden in der Nacht und 1 Stunde am Nachmittag.
UND ES GIBT NOCH EINEN REKORD ZU VERMELDEN:
Clausthal-Zellerfeld verzichtet ganz und gar auf Hunde-Scheiße-Haufen!
Gibt es hier nicht. Hunde schon, aber keine Hunde-Kack-Haufen!
Hiermit lade ich jeden Borbecker Hundebesitzer ein, Clausthal-Zellerfeld zu besuchen und vor Ort zu studieren, wie man dieses Ideal verwirklicht! Keine Scheiße auf der Treppe zur S-Bahn hinauf, wie es in Borbeck zum täglichen Geschäft gehört! (gibt hier übrigens auch keine S-Bahn.)
Gut, - dafür gibt es hier überall diese braunen Nacktschnecken. Beim Rückwärtsgehen, während ich die Aussicht fotografiere, bin ich übel weggerutscht und fand mich im gegenüber stehenden Busch liegend wieder.
Aber die Schnecken stinken nicht!
Auf dem Foto habe ich aus ästhetischen Gründen eine bekleidete Nacktschnecke abgelichtet.
Vom Gefühl ist es so, als würde man auf einen zusammengeknüllten nassen Waschlappen treten.
Wenn man diese Kriechtiere nicht über 20 Meter weit in des Nachbarn Garten wirft, stehen sie Tags darauf wieder auf der Matte! War jetzt im Garten nicht ganz so gemütlich wie sonst, da diese Regel wohl allgemein bekannt ist.
Also, - einfach mal so über eine Hecke gucken, - würde ich nicht machen.


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Striegelhaus auf Wasserläufer-Teich



Die Gäste sind wieder abgereist. Zum Glück! Länger wäre es nicht gut gegangen. Mit meinem alten Kumpel Paule verstand ich mich, als wären wir beide noch 16 Jahre alt. Aber mit seiner Renate kam ich nicht zurecht. Sie hält mich für einen kompletten Versager, weil ich kein Auto habe.
Und das ließ sie immer wieder in kleinen spitzen Nebensätzen durchblicken.
Menschen ohne Auto leben im Kongo oder sind Harz IV Empfänger! (ihre Meinung). Wie ich mir dieses Ferienhaus leisten könnte? Das fragte sie nicht als Scherz.
Ein Leben ohne Auto ist möglich, aber sinnlos (ihre Meinung, frei nach Loriot).

Eben weil wir kein Auto haben, können wir uns etliche Wochen Ferienhaus leisten, war die Antwort meiner Gattin. Das ließ Renate aber nicht durchgehen. Auch als ich abends in die Museumsgaststätte einlud, zu Steaks, Schrimps und Wein, fing sie immer wieder davon an. Sie haben natürlich zwei Autos plus einen SUFF. Ein Auto, dass sich gut nach dem Dritten Weltkrieg macht, weil es ohne Straßen auskommt, bzw vorwärts kommt (wie der Name schon andeutet, braucht es dafür aber richtig viel Treibstoff).

Wenn man in der absoluten Mitte des Ruhrgebietes wohnt, ist ein Auto überflüssig. Man kann da nicht einmal vernünftig wenden. Ins Büro brauche ich mit S-Bahn und Fußweg 12 Minuten, mit einem Auto 26 Minuten. - Ließ sie alles nicht gelten.
Als dann die Kellnerin zum Kassieren kam, wendete Renate den Blick nicht von meinem Portemonnaie, bis das Mädchen mit einem satten Trinkgeld abgezogen war.

Anbei ein Foto vom Wasserläufer-See, heute in den frühen Morgenstunden. Eine E-Mail aus Goslar hat mich darauf hingewiesen, dass es sich nicht um ein Anglerhäuschen (siehe letzten Freitag) handelt, sondern um ein Striegelhaus, in dem mittels Absperrschieber der Abfluss des Sees geregelt wird.
Anstatt im Internet delikate Details aus meinem Privatleben zu verbreiten, sollte ich besser mal die größte Holzkirche der Welt erwähnen. Die Marktkirche zum Heiligen Geist in Clausthal! Soweit der Brief.
Wird alles gemacht.
Aber wir sind ja gerade erst vor sieben Tagen angekommen!


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Ein alter Kumpel vom damaligen Campingplatz nebst seiner mir noch unbekannten Gattin sind für drei Tage zu Besuch gekommen. Paule und Renate haben ein Haus in Wolfsburg. Das liegt nicht weit vom Harz entfernt.
Natürlich gab es erstmal ein dickes Willkommen-Frühstück mit gutem schweren Brot, guter schwerer Wild-Salami vom Bauernmarkt und gutem schweren Bier und vielen alten Erinnerungen.
Dann ging es aber ab durch den Oberharz! Rauf zum Waldläufersee, in dem mittig ein Anglerhäuschen steht.

Weiter an einem schmalen, ewig langen Kanal entlang durch den Wald und runter zum Wasserfall am Spiegeltaler-See.
Hier hat der alte Gruppenzwang mal wieder voll zu geschlagen. Oder meinst Du, ich wäre alleine auf die bekloppte Idee gekommen, mich in die Fluten zu stürzen? Der See war nur deshalb nicht mit einer Eisschicht überzogen, weil der Wasserfall ihn ständig in Bewegung hält. Ich musste heftig gegen die Kälte und all das schwere Brot, die schwere Salami und das schwere Bier anstrampeln, siehe Foto.

Und was passierte dann in dieser menschenleeren Einöde?
Nach alter Jugendsitte machten wir gerade nackicht den Hampelmann (Beine auseinander, Beine zusammen, Hände synchron dazu), als oberhalb eine weibliche Pfadfindergruppe vorbei marschierte.
Das heißt, die Mädels marschierten bis auf unsere Sichtachse.
Dann blieben sie stehen.
So musste ich mich halbnass in meine Hose stürzen, die Unterhose steckte ich schnell in die Tasche. Und Paule, mein alter Kumpel, hechtete nackt in die Büsche, was ihm aber auch nicht besser bekam.

Mit vier eiskalten Flaschen Bier und ein paar belegten Brötchen wurde es dann aber doch noch gemütlich am See. Auch ohne Handtuch.

Nachfrage: wenn man sich in irgendeiner Einöde gerade nackicht gemacht hat und dann kommt eine Pfadfinder-Gruppe vorbei, ist das schon Indiz genug dafür, dass es ein höheres, ordnendes Wesen gibt?



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Spiegeltaler-Teich

Bauernmarkt, jeden Donnerstag in Zellerfeld


Und schon wieder eine E-Mail. Diesmal aus Goslar. Ich hätte die größte Holzkirche immer noch nicht erwähnt. Und das Weltkulturerbe der UNESCO auch nicht: das Wasserregal. Dafür würde man in den Oberharz fahren, nicht für Kaugummi-Automaten und leerstehende Geschäftsläden.
Gemach, gemach!
Ich bin ja gerade erst angekommen und ich gedenke einige Wochen zu bleiben. Dann wird mich jeder Luchs und Wolf mit Namen begrüßen und jeder Reiher wird mir aus der Hand fressen.
Jetzt bin ich erst mal froh, dass Gattin und ich REWE und ALDI gefunden haben. Heute soll ein paar Straßen weiter Bauernmarkt sein. Ich denke, da werden ordentlich Fressalien feil geboten! Erstmal muss man an das Grundsätzliche denken!
Nachtrag: Fotos vom Bauernmarkt. Die geräucherte Forelle kann ich sehr empfehlen, dann drei Stände zurück zum Original Oberharzer Kartoffelpufferstand und dann nochmal vier Stände zurück zu einer Original Softeis-Maschine aus den 70iger Jahren. Gattin war da ja zimperlich, aber ich habe nach 40 Jahren mal wieder eine Waffel verkasematuckelt. Weiße, nichtssagende weiche Creme, die kopfüber in flüssige Schokolade getaucht wird!
Lecker!
Wusste nicht, dass es das noch gibt.
Zum Abschluss in die örtlich Bierbrauerei und dunkles Bier geordert.
Jetzt ist mir mulmig.
Keine Ahnung warum.


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Hier liefere ich Fotos der breiten Straßen in Clausthal-Zellerfeld nach. Die eisernen Becken "schmücken" alle Straßen. Sie waren früher im Bergbau tätig. In ihnen wurde aus Blei-Erz das Silber heraus geschmolzen. Das Silber, das Clausthal-Zellerfeld einst so reich gemacht hat. Nun stehen sehr sehr viele Geschäfte und Häuser leer.
In einer Schaufensterscheibe habe ich diese beeindruckende Beschwerde gelesen:
"Wenn nicht so viele Mitbürger bei AMAZON eingekauft hätten, würde dieser mittelständische althergebrachte Betrieb noch bestehen. Man würde sich sehr bei den letzten treuen Kunden bedanken, aber deren Kaufkraft hätte nicht mehr für eine Weiterführung des Geschäftes ausgereicht."
Ja, da hat sch ein Ladenbesitzer recht wütend in den vorgezogenen Ruhestand verabschiedet. Und ich denke, diese Situation ist auf viele Läden und Städte übertragbar.


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Verfolgt von Wasserhydranten

Da hat sich doch jemand per E-Mail beschwert, ich würde aus dem Urlaub nur von Kaugummi-Automaten berichten.
Dabei hat Clausthal, die angewachsene Nachbarstadt anbei die größte Holzkirche der Welt zu bieten!
Zumindest hätte ich mal das Wetter erwähnen können, ein allzeit willkommenes Thema!
Aber nein, - ich rede über Kaugummi-Automaten!
Die Holzkirche habe ich noch nicht gesehen, soweit bin ich nicht gekommen. Gattin und ich sind zufuß unterwegs.
Der Wetterbericht ist natürlich obligatorisch. Ist immer ganz eng mit dem Urlaub verbunden. Hier ist das Wetter etwas anders als im Ruhrgebiet, wo wir zu Hause sind. Es ist eher so wie auf Borkum. Regensturz, der mich bis auf die Unterhose durchnässt. Gleich darauf gleissende Sonne, die mich so aussehen lässt, als würde ein Zombie aus der Heizmangel torkeln.
(Gattin meint, so würde ich immer aussehen. - Wollte wohl auch mal witzig sein, die Gute.).

Ich kann aber aus Clausthal-Zellerfeld die nächste Superlative vermelden: Es gibt hier die weltweit höchste Dichte an Wasserhydranten. Auch diese sieht man in jeder Straße. Im Mittelalter war die Stadt zu oft abgebrannt.
Bis die Bürger die Faxen dicke hatten. Alle Straßen wurden auf 42 Meter Breite ausgemessen. Dabei legte man die Straßenzüge völlig rechtwinklig an. Noch lange vor New York! Und mittig in jede Straße kam ein Hydrant.



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